Gedenken an Euthanasie-Opfer - Kranzniederlegung zum Holocaust-Gedenktag am AWO Fachkrankenhaus Jerichow
Gedenken ist ein heilsamer Prozess
Mit einer Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Gelände des AWO Fachkrankenhauses Jerichow hat die AWO am Holocaust-Gedenktag an die historischen Ereignisse und das unermessliche Leid der Menschen erinnert.
Steffi Schünemann, Vorständin Verband und Soziales beim AWO Landesverband Sachsen-Anhalt, leitete das Gedenken mit mahnenden Worten ein: "Es ist wichtig, die Erinnerung an die Menschen wach zu halten, die diesem abscheulichen Wahnsinn zum Opfer gefallen sind. Ihre Botschaft „Vergesst uns nicht“ ist ein klarer Auftrag an uns alle, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Die Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Engagieren wir uns jeden Tag aufs Neue für eine vielfältige, tolerante Gesellschaft. Die Lehren aus der Geschichte geben uns Orientierung. Wir erleben, dass menschverachtende Ideologien, Hass und Hetze neu verpackt und als vermeintlich bessere Lösungen für die Fragen unserer Zeit propagiert werden. Abwertung und Ausgrenzung werden immer unverhohlener als Programm formuliert. Die Erfahrung aus der Geschichte verlangt von uns allen, nicht abzuwarten, ob das Unvorstellbare vielleicht ausbleibt, sondern mit allen Mitteln zu verhindern, dass es jemals wieder eintritt."
Wolfang Schuth, Vorsitzender der AWO im Jerichower Land, setzte sich mit dem Begriff der Erinnerns und der Erinnerungskultur auseinander.
Am Gedenkstein legten AWO Geschäftsführer Thomas Wendler und Dr. Martin Häring, Ärztlicher Leiter, ein Blumengebinde nieder.
Der Tag des Gedenkens ist in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil in der Gedenkkultur des AWO Fachkrankenhauses und des Ortes Jerichow geworden. Mit der Kranzniederlegung am 27. Januar gibt es ein verbindendes Symbol, unfassbare historische Geschehnisse in die heutige Zeit zu tragen und sie angemessen zu thematisieren.
Der Gedenkstein in der Parkanlage hinter Haus 6 wurde 2012 eingeweiht. Er erinnert an die Geschichte der psychiatrischen Einrichtungen in den 30er und 40er Jahren. Im Rahmen der geheimen Aktion „T 4“ wurden allein 930 Patienten der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Jerichow getötet. Sie wurden von dort in die Gasmordanstalten Brandenburg und Bernburg gebracht.
Um die Historie des Fachkrankenhauses in der Zeit des Nationalsozialismus zu untersuchen, entstand 2009 eine eigene Arbeitsgruppe. Mitarbeitende des Krankenhauses, Studierende, Hauptamtliche und Ehrenamtliche unter der Federführung des Referats für Demokratie und Toleranz im AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e. V. nahmen sich des schwierigen Themas an. Es wurden Archive gesichtet, Biographien recherchiert und Datenbestände geordnet. Im Ergebnis entstand eine Ausstellung, die in eindrucksvoller Weise die Geschichte der Eugenik, die Aktion T 4 und die Geschehnisse in der damaligen Landesheilanstalt Jerichow während der Zeit des Nationalsozialismus darstellt. Die ständige Ausstellung „Das AWO Fachkrankenhaus Jerichow in der Zeit des Nationalsozialismus“ hat ihren Platz in den Räumlichkeiten der Krankenhauskapelle.
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