Krankenhausschließungen gefährden unsere Gesundheit!
Unter dem Motto „Stoppt das Krankenhaussterben“ haben auch wir uns gemeinsam mit unserem AWO Fachkrankenhaus Jerichow gestern stark gemacht bei der zentralen Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin. Die Demo „Alarmstufe Rot!“ war Teil der bundesweiten Kampagne, mit der die Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. auf die dramatische wirtschaftliche Lage der Krankenhauslandschaft aufmerksam macht.
Ohne einen sofortigen Inflationsausgleich zur Stabilisierung der Krankenhäuser drohen in den nächsten Wochen weitere Krankenhausschließungen mit gravierenden Folgen für die Patientenversorgung, besonders in ländlichen Regionen. Das betrifft uns alle!
Wir brauchen jetzt kurzfristige, auskömmliche finanzielle Hilfe und langfristig vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen.

Rund 40 Mitarbeitende aus dem AWO Fachkrankenhaus Jerichow sind am 20. September dem Aufruf der Deutschen Krankenhausgesellschaft gefolgt und haben in Berlin für einen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser protestiert. Psychische Belastungen und Erkrankungen nehmen zu. Die psychiatrischen Kliniken leisten einen unentbehrlichen Beitrag zur Daseinsvorsorge für die Menschen in unserem Land an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag. Aber Inflation und allgemeine Kostensteigerungen führen in wirtschaftliche Schieflagen, die letztlich die Versorgungsstrukturen gefährden würden. Die psychiatrischen Kliniken leiden unter der strikten Deckelung durch die „GKV-Veränderungsrate“. Die GKV-Veränderungsrate gibt die Einnahmesteigerung der gesetzlichen Krankenkassen je versicherungspflichtigem Mitglied wider.
Thomas Wendler, Geschäftsführer der AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft, die das AWO Fachkrankenhaus Jerichow betreibt, bezieht klare Position: „Wir fordern einen angemessenen Inflationsausgleich für die Krankenhäuser zur Sicherung der Versorgungsstruktur für Menschen mit psychischen Erkrankungen! Jetzt“. Er erläutert den Sachverhalt so: „Die Bundesregierung hat durch die Steuerfreiheit und Sozialversicherungsfreiheit von Inflationsausgleichsprämien und vorher Corona-Prämien in Kauf genommen, dass den Krankenkassen Einnahmen fehlen. Das schlägt sich nun in niedrigen GKV-Veränderungsraten wieder, in 2023 beträgt diese 3,45 %. Auch für 2024 wird wieder ein niedriger Wert erwartet. Auch psychiatrische Krankenhäuser sind bei ihren Einnahmesteigerungen an diese Raten gebunden. Auf das AWO Fachkrankenhaus Jerichow kommen aber Preissteigerungen allein bei Strom und Gas von rd. 50 %, d.h. pro Jahr zusätzlich rund 500.000 Euro, zu. Dazu stehen zweistellige Preissteigerungen für Wäscherei, Reinigung und Essenverpflegung an. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten zeitgemäße Lohnsteigerungen. Aber diese Steigerungen können mit der niedrigen GKV-Veränderungsrate kaum finanziert werden.
Das aktuelle Handeln des Bundesgesundheitsministers steht in einem deutlichen Widerspruch zu dem bisherigen Regierungshandeln. Während der Corona-Pandemie wurden die Krankenhäuser vorbildlich unterstützt und haben Ausgleiche für Einnahmeausfälle bekommen, Testungen etc. wurden zusätzlich bezahlt. Das ist alles nur eine kurze Zeit her. Krankenhäuser, die wenige Monate zuvor noch mit öffentlichen Mitteln unterstützt wurden, lässt man nun in eine wirtschaftliche Schieflage triften. Nicht mit uns!“
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