Mit einem Klick in die Schuldenfalle - Aktionswoche Schuldnerberatung vom 10. bis 14. Juni
Transparenz bei „Buy Now, Pay Later“ Angeboten und finanzielle Allgemeinbildung von Klein auf
Angelehnt an den Slogan „Buy now – pay later“, der ein unkompliziertes Einkaufen mit späterer Bezahloption verspricht, ist so manchen Käufer*innen das Ausmaß möglicher Folgen dieses Angebotes nicht bewusst. Welche Probleme können daraus konkret entstehen? Um diese und ähnliche Fragen geht es in den sechs Schuldenberatungsstellen der AWO in Sachsen-Anhalt. An den Standorten in Magdeburg, Köthen, Halle, Quedlinburg, Oschersleben und Wolfen unterstützen und begleiten 14 Mitarbeiter*innen die Ratsuchenden. Beim AWO Kreisverband Magdeburg e. V. beispielsweise stehen Jens Kutzler und Susan Fritzsch als Schulden- und Insolvenzberater mit Rat und Tat zur Seite.
„Die Veränderung der Konsumgewohnheiten, insbesondere durch das "Buy now, Pay later"-Modell, stellt eine neue Herausforderung dar, die dringend angegangen werden muss. Buy Now, Pay Later“ erfreut sich immer größerer Beliebtheit. In diesem Zusammenhang tauchen immer mehr Zahlungsdienstleister wie Klarna und Co. auf der Bildfläche auf. Was auf den ersten Blick sinnvoll erscheint – der Verkäufer bekommt sein Geld und kann auf Rechnung liefern, der Käufer erhält die Ware und hat in der Regel 30 Tage Zeit, zu zahlen – kann schnell zur Kostenfalle für den Verbraucher werden. Verliert dieser den Überblick oder kann nicht zahlen, können aus einem Einkauf von 10,-€ mit Mahngebühren, Inkassokosten und gerichtlichem Mahnverfahren mal schnell 200,-€ werden“, berichtet Jens Kutzler
Susan Fritzsch ergänzt: „Zugang zu solchen Zahlungsdienstleistungen wird mittlerweile auch solchen Menschen gewährt, welche ansonsten nicht mehr als kreditwürdig gelten. Dies zeigen die z.B. Meldungen in den Schufa-Auskünften überschuldeter Menschen. Hier macht es bei den Zahlungsdienstleistern anscheinend die Masse, um trotz vorhandenen Zahlungsausfällen noch Gewinn zu generieren.“
Die Fälle in der Beratung werden anspruchsvoller, umfangreicher und komplexer. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände fordert die AWO in Sachsen-Anhalt:
- Transparenz bei „Buy Now, Pay Later“ Angeboten
- Finanzielle Allgemeinbildung von Klein auf
- Gesetzlicher Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung
- Zukunftsweisender Ausbau von sozialer Schuldnerberatung
Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir die wachsende Herausforderung der Überschuldung wirksam bekämpfen und den Betroffenen eine Perspektive bieten Das gesamte Forderungspapier der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände gibt es hier: https://www.aktionswoche-schuldnerberatung.de/aw24-forderungspapier/
Die steigenden Lebenshaltungskosten und der einfache Zugang zu Konsumgütern im Internet haben zu einer besorgniserregenden Zunahme der Überschuldung in privaten Haushalten geführt. Sachsen-Anhalt besitzt die zweithöchste Überschuldungsquote (10,78 Prozent) im Bundesvergleich laut Schuldneratlas der Creditreform 2023.
Transparenz bei „Buy Now, Pay Later“ Angeboten
Buy Now, Pay Later (BNPL) ist ein beliebtes Finanzierungsmodell, bei dem Käufer*innen etwas sofort kaufen, aber die Zahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt leisten müssen. Mit den vielen verschiedenen Finanzierungs- und Zahlungsmöglichkeiten der Anbieter verschwimmen für die Käufer*innen jedoch die Grenzen zwischen Rechnungskauf und Ratenfinanzierung. Die Zahlung läuft dann häufig über Drittanbieter, bei denen mit dem Kauf ein Kredit abgeschlossen wird. Dies wird so jedoch im Kaufprozess nicht klar kommuniziert und auch Angaben zu anfallenden Zinsen und Gebühren sind häufig nicht gegeben. Hinweise, die direkt vor dem Bezahlprozess erfolgen sowie Transparenz bei den Zinsen und Kosten, die nicht erst irgendwo versteckt im „Kleingedruckten“ auftauchen, sind hier dringend erforderlich.
Finanzielle Allgemeinbildung von Klein auf
In einer Welt, die stark von Konsum geprägt ist, ist es entscheidend, dass junge Menschen frühzeitig lernen, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen und die Risiken von Online-Käufen zu verstehen. Dafür sind unabhängige Bildungsangebote erforderlich, die das nötige Wissen vermitteln. Der Umgang mit Geld, Handy und Internet muss gelernt werden. Dafür braucht es die erforderliche Medien- und Finanzkompetenz.
Gesetzlicher Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung
Ein gesetzlicher Rechtsanspruch auf kostenlose Schuldner- und Insolvenzberatung ist ein wesentlicher Schritt zur Unterstützung von Menschen in finanzieller Notlage. Dies würde nicht nur den Betroffenen helfen, sondern auch dazu beitragen, die Entstehung von Überschuldung zu verhindern und die Gesellschaft insgesamt zu stabilisieren.
Zukunftsweisender Ausbau von sozialer Schuldnerberatung
Soziale Schuldnerberatung verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Diese ganzheitliche Beratung unterstützt Überschuldete nicht nur bei der Bewältigung ihrer finanziellen Probleme, sondern auch bei ihrer psychosozialen Stabilisierung. Ein flächendeckendes Angebot und eine stabile Finanzierung sind dafür unerlässlich.