Mit Sexarbeitenden reden statt über sie! - Erstes Dialogforum der Beratungsstelle Magdalena
Was brauchen Sexarbeiter*innen? Respekt!
Unter dem Motto „Mit Sexarbeitenden reden statt über sie!“ wurden aktuelle Themen zu Lebenswelten und Perspektiven in der Sexarbeit diskutiert. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und zog über 50 Teilnehmende an, darunter Landtagsabgeordnete, Mitarbeitende von Ordnungs- und Gesundheitsämtern, kommunale Gleichstellungsbeauftragte sowie Interessierte aus ganz Sachsen-Anhalt.
Programm und Highlights
Das Programm des Dialogforums umfasste eine Reihe von spannenden Vorträgen und Diskussionen:
- Gerrit Gathen vom Kommunalen Bildungswerk Berlin e.V. eröffnete die Veranstaltung mit einem Input zum Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG). Er betonte die Bedeutung des Zugangs zu Sexarbeitenden für einen effektiven Schutz vor Ausbeutung und Gewalt. „Für einen wirkungsvollen Schutz vor Ausbeutung und Gewalt in der Sexarbeit ist der Zugang zu Sexarbeiter*innen elementar. Deshalb kann ein Verbot von Prostitution nie die Lösung sein.“
- The Black Sex Worker Collective gab Einblicke in die Lebensrealität Schwarzer Sexarbeiter*innen in Deutschland. Akynos, Gründerin des Kollektivs, und Visage, Aktivistin und Mitglied, unterstrichen die Notwendigkeit der Anerkennung von Sexarbeit als Beruf und die Ablehnung von Freierbestrafung. "Sex Workers Rights are Human Rights! Für Sexarbeitende müsse wie für alle anderen Berufe auch die freie Wahl und Ausübung gelten."
- Olivia Green von der Fokusgruppe Schwarze Sexarbeiterinnen präsentierte die Ergebnisse der Studie „Was brauchen Sexarbeiter*innen?“ der Aidshilfe Deutschland. Sie hob hervor, wie wichtig es ist, die Sexarbeitenden selbst zu hören und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. „Die Studie bedeutet für die Sexarbeiterinnen auch eine direkte Beteiligung. Ich hatte den Eindruck, dass sie brennend darauf gewartet haben, dass man ihre Stimme endlich hört.“
( Der Name “Fokusgruppe Schwarze Sexarbeiterinnen” stammt aus einer Studie der Deutschen Aidshilfe, die sich mit den gesundheitlichen Bedarfen von Sexarbeiterinnen in Deutschland beschäftigt. In diesem Fall bezieht sich der Name auf eine spezifische Gruppe innerhalb der Studie, die sich auf die Erfahrungen und Bedürfnisse Schwarzer Sexarbeiterinnen konzentriert. Schwarz ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit beispielsweise afrikanischen, karibischen oder afro-US-amerikanischen Vorfahren. Schwarz wird in diesem Zusammenhang immer großgeschrieben, um deutlich zu machen, dass damit keine Hautfarbe beschrieben wird. Schwarz ist vielmehr eine politische Selbstbezeichnung, die gemeinsame Erfahrungen sowie die gesellschaftspolitische Position und die Lebensrealität von Menschen beschreibt, die von Anti-Schwarzem Rassismus betroffen sind. Gleichzeitig wird diese Definition nicht von allen Schwarzen Menschen geteilt.)
Die Forderung nach Selbstermächtigung, Respekt und das Recht auf Selbstbestimmung durchzogen alle Beiträge und sind auch die politischen Forderungen, für die sich die Beratungsstelle Magdalena seit 2016 einsetzt. Dies betonte auch Sarah Schulze, Landesgleichstellungsbeauftragte, in ihrem Grußwort: „Die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeitenden sind vielschichtig und divers. Sie benötigen Zugang zu medizinischer Versorgung und unterschiedlichen Präventions-, Beratungs- und Unterstützungsangeboten.“ Das unterstützt auch Yvonne Joachim, Leiterin der Beratungsstelle Magdalena und AWO-Referentin für Frauenschutz: „Wir müssen den Menschen, die es betrifft, also den Sexarbeitenden, die Möglichkeit geben, dass man ihre Stimme hört und sie verstanden werden, von denen, die sie verstehen müssen.“
Engagierte Diskussionen und wertvolle Beiträge
Die Veranstaltung bot eine Plattform für einen offenen und respektvollen Austausch zwischen Öffentlichkeit, Politik, Beratungsstellen und Sexarbeitenden. Die Teilnehmenden diskutierten intensiv über die Herausforderungen und Bedürfnisse in der Sexarbeit und entwickelten gemeinsam Ideen für zukünftige Unterstützungsangebote.
Dank und Ausblick
Ein großer Dank gilt allen Gästen, Referent*innen und der Moderatorin Daria Kinga Majewski für ihre wertvollen Beiträge. Die Beratungsstelle Magdalena freut sich auf zukünftige Begegnungen und setzt sich weiterhin für die Rechte und Bedürfnisse von Sexarbeitenden ein.
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