Psychiatrische und psychische Behandlungen und Therapieformen
Station 1: Akutpsychiatrie
Die Akutaufnahmestation des Krankenhauses wird als einzige Station geschlossen geführt.
Hier erfolgt eine Aufnahme bei einer akuten psychischen Krise und wenn möglicherweise eine Selbst- oder Fremdgefährdung besteht. Es werden akute Krankheiten wie Psychosen, schwere Depressionen oder Manien behandelt. Es gelten auf dieser Station einige besondere Regeln, über die die Erkrankten zu Beginn der Behandlung informiert werden.
Das Pflegepersonal ist auf dieser Station in ganz besonderer Weise darauf eingestellt, Patient*innen viele Kurzkontakte mit dem Behandlungsteam zu ermöglichen. So erfahren sie eine direkte Hilfestellung in belastenden Situationen. Auf der Akutstation werden auch Unterbringungen nach dem Gesetz über Hilfen für psychisch Kranke und Schutzmaßnahmen des Landes Sachsen-Anhalts vollzogen. Wir legen Wert darauf, die formalen gesetzlichen Bestimmungen sorgfältig zu beachten. Darüber hinaus ist es uns ein wichtiges Anliegen, die übergreifenden Zielvorstellungen des PsychKG umzusetzen.
Dazu gehören insbesondere der Vorrang freiwilliger und offener Maßnahmen, die Einbeziehung des sozialen Umfeldes und stetige Bemühungen, die Mitwirkung der Betroffenen zu erwirken.
Station 2: Schwerpunkt depressive Störungen mit Mutter-Kind-Einheit
Die Station 2 hat den Schwerpunkt auf der Behandlung depressiver Erkrankungen. Wir orientieren uns dabei an dem aktuellen Standard eines multimodalen Therapiekonzepts, in dem auf Basis einer differenzierten Diagnostik psychopharmakologische, biologische, psychotherapeutische und soziotherapeutische Erfahrungen zur Anwendung kommen. Die Psychopharmakotherapie erfolgt rational und leitlinienorientiert, sie wird ergänzt durch weitere biologische Interventionen, wie z. B. Lichttherapie und therapeutischen Schlafentzug.
Grundlage der psychotherapeutischen Behandlung ist die Verhaltensanalyse und die darauffolgende Planung der individuellen Therapie des Patienten bzw. der Patientin. In einer ersten Phase der Therapie stehen in der Regel die Verhaltensaktivierung im Vordergrund, im weiteren Verlauf dann die Veränderung von Kognitionen und Denkstilen sowie der Erwerb von neuen Fähigkeiten und Kompetenzen. Integraler Bestandteil der Behandlung sind Ergo-, Musik- und Bewegungstherapie sowie sozialdienstliche Hilfen zur Organisation des Alltags nach der Entlassung. Im Zusammenwirken aller Berufsgruppen wird ein fürsorgliches, strukturierendes und aktivierendes Stationsmilieu angestrebt.
Mutter-Kind-Einheit
Ein besonderes Angebot besteht für Frauen, die an einer postpartalen Depression leiden. Die Mutter kann mit ihrem Kind bis zu einem Alter von einem Jahr aufgenommen und behandelt werden. Voraussetzung ist, dass die Versorgung des Kindes noch durch die Mutter selbst gewährleistet werden kann. Ein besonderes Augenmerk der Behandlung liegt auf der Mutter-Kind-Bindung.
Station 3: Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen
Die Station hat einen Schwerpunkt auf der Behandlung von stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen, insbesondere Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.
Dies beinhaltet:
- Entgiftung, falls nötig, medikamentös unterstützt
- Behandlung von Komplikationen, Folge- und Begleiterkrankungen
- Motivationsförderung und umfassende sozialarbeiterische Beratung
- Beratung zu ambulanten suchttherapeutischen Angeboten oder einer Entwöhnungsbehandlung.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Diagnostik und Behandlung komorbide bestehender psychischer Probleme, z. B. depressive Störungen oder Angststörungen. Bei Alkoholproblemen besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Programm zur Qualifizierten Entgiftung. Es geht darum, den alkoholkranken Patientinnen und Patienten während und kurz nach der Entgiftungsphase zur weiteren Behandlung der Erkrankung zu motivieren und somit auch die langfristige Abstinenz zu sichern.
Die S4-Behandlung steht alkoholkranken Patientinnen und Patienten offen, deren Abhängigkeitserkrankung einen besonders schweren Verlauf genommen hat und die unter weiteren, die Behandlung komplizierenden Erkrankungen im psychiatrischen, neurologischen oder internistischen Bereich leiden. Die Genehmigung zur Durchführung einer S4-Behandlung muss zuvor von der Krankenkasse erteilt werden. Ziel der Therapie ist eine Stabilisierung des gesundheitlichen und sozialen Zustands des Patienten bzw. der Patientin sowie das Erlangen von Abstinenz.
Abhängigkeitserkrankung Alkohol
Die qualifizierte Entgiftung und die Langzeitbehandlung für chronisch mehrfach beeinträchtigte Alkoholabhängige (S4-Behandlung) wird auf Station 3 durchgeführt.
Qualifizierte Entgiftung
Patientinnen und Patienten, die zur Entgiftungsbehandlung in das Krankenhaus kommen, sollen neben einer den medizinischen Standards entsprechenden körperlichen Entgiftung auch zu einer weiterführenden Therapie motiviert werden. Bei Patientinnen und Patienten ohne psychiatrische Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) müssen hierfür die zehn Tage genutzt werden, die durch die Krankenkassen zurzeit für eine Entgiftungsbehandlung genehmigt werden.
In dieser Zeit werden durchgeführt: umfangreiche Maßnahmen der Information über das Krankheitsbild, der sozialarbeiterischen Beratung insbesondere über weiterführende Therapien und der psychotherapeutischen Intervention zur Stärkung der Eigenmotivation der Patientin bzw. des Patienten.
Langzeitbehandlung für chronisch mehrfach beeinträchtigte Alkoholabhängige
Die S4-Behandlung steht für alkoholkranke Patientinnen und Patienten offen, deren Abhängigkeitserkrankung einen besonders schweren Verlauf genommen hat und die zusätzlich an behandlungskomplizierenden Erkrankungen im psychiatrischen, neurologischen oder internistischen Bereich leiden. Die Genehmigung zur Durchführung einer S4-Behandlung muss zuvor von der Krankenkasse erteilt werden.
Ziel der Therapie ist eine Stabilisierung des gesundheitlichen und sozialen Zustands des Patienten sowie das Erlangen von Abstinenz. Die in der Regel achtwöchige Behandlung findet im multiprofessionellen Team mit Ärztinnen und Ärzten, Sozialarbeiterinnen und -arbeitern, Pflegepersonal und Spezialtherapeutinnen und -therapeuten in eigens für diese Patientengruppe entwickelten Gruppen- und Einzeltherapieangeboten statt.
Indikation zur S4-Behandlung
Die Indikation zur S4-Behandlung kann gegeben sein, wenn zu einer Alkoholabhängigkeit folgende Begleiterkrankungen hinzukommen:
- Alkoholinduzierte kognitive Störungen, insbesondere amnestische Syndrome
- Alkoholinduzierte psychotische Störungen und Persönlichkeitsänderungen
- Schwere und multiple körperliche Folgen, wie etwa Stoffwechseldekompensation mit alkoholinduzierter hepatischer Enzephalopathie oder schwere alkoholinduzierte Polyneuropathie und deutliche Hepatopathie (z. B. Gerinnungsstörung)
- Komorbide Psychose oder affektive Störung, hirnorganische Erkrankung oder schwere Persönlichkeitsstörung
- Komorbide schwere körperliche Erkrankung.
Nachbehandlung
Im Anschluss an eine S4-Behandlung kann die Eingliederung in komplementäre Einrichtungen, wie eine Tagesstätte oder ein Übergangswohnheim, erfolgen. Manche Patientinnen und Patienten erlangen die Fähigkeit zu einer Alkoholentwöhnungsbehandlung (Reha) wieder. Die ambulante Nachbehandlung (Anbindung an das ambulante System der Suchtkrankenhilfe, haus- und fachärztliche Behandlung) wird durch uns organisiert.
Station 4: Schwerpunkt Krisenintervention und Sozialpsychiatrie
Der Schwerpunkt der Station liegt auf der sozio-, milieu- und psychotherapeutischen Behandlung von Patientinnen und Patienten mit stationär behandlungsbedürftig dekompensierten psychoreaktiven Störungen einschließlich Angst- und Zwangsstörungen und Persönlichkeitsstörungen sowie psychotischen Erkrankungen in der Stabilisierungsphase.
Unterstützend kommt eine an den jeweiligen Leitlinien orientierte Pharmakotherapie zum Einsatz. Die verhaltenstherapeutische Behandlung umfasst psychoedukative Gruppen, Einzelgespräche sowie übende Verfahren und Expositionen. Auch die somatoformen Störungen können im Rahmen einer stationären Komplexbehandlung erfolgreich therapeutisch angegangen werden. Hier spielen eine wichtige Rolle die Überwindung von krankheitsbedingtem Schonverhalten sowie das Erleben positiver Erfahrungen mit dem eigenen Körper.
Patientinnen und Patienten im postakuten Stadium einer Psychose werden medikamentös, psychoedukativ und psychotherapeutisch behandelt.
Die Psychoedukation stellt eine bessere Einordnung psychotischer Erlebnisse und einen stressfreieren Umgang mit ihnen in den Mittelpunkt. Eingebettet ist dies in einen umfassenden Einsatz sozialpsychiatrischer Interventionen mit dem Ziel eine möglichst gute Ausgangssituation für die folgende Wiedereingliederung bzw. Rehabilitation zu schaffen.
Ein aus der dialektisch-behavioralen Therapie abgeleitetes Skillstraining ergänzt das therapeutische Angebot.
Station 5: Schwerpunkt Psychische Störungen im Alter (Gerontopsychiatrie)
Der Schwerpunkt der Station liegt auf der Behandlung psychischer Störungen im Alter. Dies umfasst neben dementiellen Störungsbildern in verschiedenen Phasen der Erkrankung auch die Behandlung von affektiven Erkrankungen, Angststörungen, Psychosen sowie Suchterkrankungen, wobei die besonderen Bedürfnisse des höheren Lebensalters berücksichtig werden. Die bauliche Ausstattung der Station ist speziell auf die Behandlung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität und kognitiven Defiziten eingerichtet. Zur Behandlung depressiver Erkrankungen wird ein für ältere Patient*innen angepasstes verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm vorgehalten.
Das ergotherapeutische Angebot zielt auf die Erhaltung alltagspraktischer Leistungen und das Training kognitiver Fähigkeiten und wird ergänzt durch aktivierende Musiktherapie. Das Bewegungs- und Sportprogramm ist speziell auf die Bedürfnisse älterer Patientinnen und Patienten und ihrer Einschränkungen zugeschnitten und wird von einer Physiotherapeutin durchgeführt. Eine große Bedeutung hat die sozialtherapeutische Unterstützung bei der Planung der Tagesgestaltung zu Hause und bei der Organisation der ambulanten und gegebenenfalls stationären Versorgung nach der Entlassung in Absprache mit allen Beteiligten.
Patienteninformation zum Herunterladen
Kontakt AWO Psychiatriezentrum Halle
AWO Psychiatriezentrum Halle - Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie
Zscherbener Str. 11, 06124 Halle
Telefon 0345 6922-0
Sie möchten mehr über unsere medizinischen Leistungen und weiteren Angebote wissen, finden aber keine Antwort auf unseren Internetseiten? Wir freuen uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen. Bitte rufen Sie uns an unter 0345 6922-0 oder schreiben Sie uns eine E-Mail an info.pzh@awo-sachsenanhalt.de.