AWO Natur-Kita Niederndodeleben reist in die Republik Senegal

, Niederndodeleben

Neugierig auf die Paten-Kita „Case de Keur Thomas“, machten sich die AWO Natur-Kitas im April auf den Weg in den Senegal. Voll bepackt mit Geschenken, darunter Malutensilien, Bälle, gespendete Schuhe, eine Nähmaschine, einen Laptop u.a. traten sie die Reise an.

Mitarbeiter*innen und Freiwillige aus unserer AWO Natur-Kita in Niederndodeleben reisten im April in den Senegal. Über ihre Reise verfassten sie einen Bericht, der in diesem Artikel geteilt wird.

Nach 9 Stunden Flug hatten uns Frau Moritz und Omar empfangen, und ein Wiedersehen mit großartigen, gemeinsamen Erlebnissen begann.
So starteten wir mit einer kleinen Erkundung unserer direkten Umgebung in Saly. Ein lebendiger Ort, nah am Meer, und touristisch belebt. Hotels, Restaurants und Supermärkte nach französischem Standard sind hier überall zu finden. Doch erschreckende erste Eindrücke begleiteten unseren Weg. Die Straßenränder sind gesäumt von Plastikmüll, da es keine Müllabfuhr gibt. Straßenkinder betteln an jeder Ecke um etwas Geld.


Danach ging es, ca. 15min mit dem Auto, nach Keur Waly. Hier steht die Schule von Frau Moritz, die im Grundriss einen Menschen mit offenen Armen darstellt. Im hellen Gelb leuchtet sie schon von Weitem und wirkt wie eine Oase.
Das Außengelände ist bepflanzt mit Obstbäumen und Baumwollpflanzen. Ein Gewächshaus bietet Auberginen- und Paprikapflanzen, die durch Upcycling gebasteltes System bewässert werden. In einem Labor können die Kinder experimentieren.
Im Körper befindet sich der große Saal, dies ist der Ort der Begegnung. Hier trifft man sich zum Morgenkreis und er bietet für Veranstaltungen viel Platz.
Die Schule ist freundlich, bunt und mit viel Liebe eingerichtet. Das Thema Gesunde Ernährung, ist in diesem Jahr unser gemeinsames Projekt, was in jedem Raum wieder zu erkennen ist. Es gibt zwei Klassenräume, in der die mittlere und große Gruppe untergebracht sind.
In der Zeit wo wir uns die Schule anschauten, hatten schon einige Kinder aus dem Dorf mitbekommen das Besuch in der Schule war. Neugierig und interessiert schauten sie über den Zaun. So konnten wir schon einmal erste Kontakte aufnehmen.


An einem Tag besuchten wir den „Garten der Frauen“. Es ist ein Projekt, was Frau Moritz ins Leben gerufen hat. Hier sollten die Frauen eigenständig einen Garten bewirtschaften und das Gemüse selbst verkaufen. Das Projekt wurde von der deutschen Botschaft unterstützt. Es wurde mit Hilfe von Fördermitteln, Spenden und der Bundeswehr ein Brunnen gebohrt, um die Bewässerung der Pflanzen zu gewährleisten.
Hier konnten wir erstmal die unterschiedlichen Kulturen erleben, die Männer wollten den Garten übernehmen, um daraus eine Hühnerfarm entstehen zu lassen. Wir waren Gäste bei dieser aufgerufenen Versammlung. Die Frauen hatten keinen leichten Stand und nur mit Frau Moritz ihrer Unterstützung, ging den Männern zum Teil die Argumente aus. Wie wir gehört haben, ist das Thema im Augenblick erst mal vom Tisch. Wir hoffen, dass die Frauen sich weiter gegenüber den Männern behaupten können und den Garten eigenständig bewirtschaften.


Frau Moritz und Omar zeigten uns ihr Land, die Senegalesische Kultur wird von afrikanischen Traditionen und vom Islam geprägt. Daneben ist der französische Einfluss zu spüren. Wir besuchten ein Dorf wo Muslime und Katholiken gemeinsam lebten, eigentlich nicht vorstellbar, aber es funktioniert.
Ein Höhepunkt unserer Reise war der Besuch in einem Dorf, wo uns gezeigt wurde wie Hirsebrei zubereitet wird. Schon der Weg dorthin, war aufregend. Es ging mit der Charette, eine Eselkutsche, von der Schule in das benachbarte Dorf. Begleitet wurden wir bald von einer Kinderschar. Was einen überall auffiel, war die Offenheit und Herzlichkeit der Leute auf der Straße. Die Senegalesen sind äußerst kommunikativ und besonders gastfreundlich.


Am Zuckerfest (Ende der Fastenzeit), dies ist ein Fest der Freude und der Begegnung, überraschte uns Omar mit einem traditionellen Essen. Wichtig dabei ist es, dass es gerecht geteilt wird. Es gab das Nationalgericht Thiebourdienne, was auf Wolof so viel wie Fisch mit Reis und verschiedenen Gemüse bedeutet.
Besonders war es für uns, die Kinder im Schulalltag zu erleben. Die Kinder waren am Anfang etwas zurückhaltend, aber das änderte sich mit der Zeit. Der Tag beginnt in der Case de Keur Thomas mit der Freien Spielzeit. Die Kinder spielen mit Legosteinen, Puppen und Joghurtbechern. Wir wurden schnell mit in das Spiel einbezogen.
Nach dem Morgenkreis, wo uns Frau Moritz vorstellte, zeigten uns die Kinder ihr erstes Wissen über Gesunde Ernährung. Hier fiel besonders auf, wie aufmerksam und konzentriert alle Kinder waren. Stolz zeigten sie uns, was sie schon alles gelernt haben. Nach einer gemeinsamen Pause, hier erhielt jedes Kind einen Becher Milch, ein Stück Baguette mit Schokoladenaufstrich und Obst, ging es wieder in den Unterricht. Es wurde gerechnet und geschrieben. Wir waren sehr beeindruckt vom Wissen und Können der Kinder, denn sie sind erst 3-6 Jahre alt.


Nach dem Unterricht trafen wir uns alle draußen. Es wurde ein Tanz angestimmt, wo wir gleich mit einbezogen wurden. Na das fanden die Kinder auch sehr lustig. Zum Schluss pflanzten wir gemeinsam einen Grapefruitbaum und eine Avocado, den wir den Kindern für die Schule mitgebracht hatten.
Gespräche, die wir mit Frau Moritz und Omar führten, gaben uns Einblick in die Lebensweise und Strukturen der Familien. Der Glaube der Moslems bestimmt die Kultur und beeinflusst das Leben dort stark. Es waren viele Fragen, die uns beschäftigten und wir interessante Antworten bekamen. Wir bewundern Frau Moritz, mit welch einer Kraft und Ausdauer sie hartnäckig ihre Ziele verfolgt und es geschafft hat, sich als Frau in der männerdominanten Gesellschaft durchzusetzen.


In fachlichen Gesprächen werteten wir unsere Zusammenarbeit aus und tauschten Erfahrungen über Methoden der pädagogischen Arbeit. Hierbei stellten wir fest, dass unsere pädagogischen Ausrichtungen unterschiedlich zielorientiert sind. Es geht in der Case de Keur Thomas um schulische Bildung und lässt deshalb wenig Raum für „das Spiel“ zu. Und doch können und wollen wir weiterhin gemeinsame Projekte gestalten. Wir tauschten Erfahrungen über das aktuell laufende Projekt „Gesunde Ernährung“ aus, präsentierten diese anhand von Fotos und besprachen die unterschiedlichen Methoden der Umsetzung. Wir waren uns einig darüber, dass die Nutzung der gleichen Materialien in beiden Einrichtungen ein Gewinn für alle ist und für die Kinder einen wiedererkennungswert schaffen.


Der Wunsch auf ein Neues für das kommende Kita-Jahr, ließ kreative Ideen auf beiden Seiten sprudeln und verspricht für die Zukunft weitere konstruktive Momente.
Es bleibt für uns ein unvergessliches Erlebnis, dass wir unsere Partner Kita persönlich kennen lernen konnten.
Au Revoir, Kathrin Witte und Annett Marquardt

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