Blick von der Dachterasse des August Reinstein Hauses zum Naumburger Dom

Namensgebung August-Reinstein-Haus – AWO Seniorenzentrum Naumburg

Portrait August Reinstein
August Reinstein

Mit der Namensgebung August-Reinstein-Haus für das AWO Seniorenzentrum Naumburg würdigen wir das politische Engagement des in den Revolutionsjahren 1848/49 hervorgetretenen Demokraten August Reinstein. Damit wollen wir seinen Namen wieder in das Bewusstsein seiner Geburtsstadt Naumburg zurückbringen. Dem AWO Seniorenzentrum Naumburg wurde zur Eröffnung 2005 der Name August-Reinstein-Haus verliehen.

Biografie August Reinstein (1814 – 1860)

Friedrich August Reinstein, als Sohn eines Naumburger Rechtskonsulenten am 15.09.1814 geboren, schlug ebenfalls den Weg der Rechtswissenschaft ein. Aufgrund seines Berufsstandes als Oberlandesgerichtsassessor von 1845 bis 1849 in seiner Heimatstadt nahm er im Naumburger Kreis der Demokraten im Bürgerbund und im Politischen Klub aktiv an den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen teil. Hier schloss er sich mit Gleichgesinnten für fortschrittliche gesellschaftliche Verhältnisse in der Monarchie zusammen und forderte die von den verantwortlichen Ministern in Aussicht gestellten Reformen ein. Sein politisches Engagement entfaltete er in redaktionellen Beiträgen der Naumburger Zeitungen "Der Bürger", dem "Нaumburger Kreisblatt" und anderen dem Zeitgeist entsprechenden kritischen Nachrichtenblättern. In Reden und Artikeln trat der Demokrat als Verfechter der Volksrechte hervor und wurde schließlich in den Revolutionsjahren 1848/49 Vertreter Naumburgs in der Frankfurter Nationalversammlung.

Vor seiner Wahl als Abgeordneter Anfang Mai 1848 formulierte er scharfsinnig: „Das deutsche Parlament in Frankfurt erfordert Männer, welche fern von romantischer Träumerei mit klarem Verstande den Geist der neuen Zeit erfassen ... "Dem Flügel Donnersberg" in der Frankfurter Nationalversammlung zugehörig, stimmte er gegen die Wahl Friedrich Wilhelms IV. zum Kaiser der Deutschen. Nach Auflösung des Parlaments 1849 flüchtete er in die Schweiz, wo er dem Zentralkomitee für die deutschen Flüchtlinge vorstand. In Abwesenheit wurde er 1851 vom Schwurgericht in Naumburg zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Dieses wurde aufgrund seiner republikanischen Haltung mit dem Delikt Hochverrat und Aufruhr begründet.

Seit 1850 lebte August Reinstein in Wabern bei Bern und stand als Lehrer im Dienste des Gladbach'schen Institutes, später im von Rappard'schen Institut. Weiterhin arbeitete er für Baedeckers Reiseführer und war auch in der Porzellanmalerei erfolgreich. Er starb am 16.09.1860 in Wabern, bevor ihm die Amnestie eine Rückkehr in die Heimat ermöglicht hätte. August Reinstein gehörte zu den Männern der revolutionären Bewegung von 1848, die aus tiefer Überzeugung ihr Leben und Wirken für Deutschlands Einheit und Fortschritt einsetzten.